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Der Bogen als Schlüssel zur Selbstreflexion

In Deutschland wird jeder vierte Mensch im Zeitraum eines Jahres psychisch krank. Zu den häufigsten Krankheitsbildern gehören Angststörungen, Depressionen sowie Alkohol- und Medikamentenmissbrauch. Psychische Erkrankungen bringen für die Betroffenen massive Einschränkungen im beruflichen und sozialen Leben mit sich. Auch die volkswirtschaftlichen Auswirkungen sind enorm: Psychische Erkrankungen sind die zweithäufigste Ursache, weshalb Menschen am Arbeitsplatz fehlen. Und sie sind gar der häufigste Grund, weshalb Menschen frühzeitig in Rente gehen. Oder in Rente gehen müssen. Tendenz steigend. Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz wird deshalb immer wichtiger: Je besser es Ihren Mitarbeiter:innen am Arbeitsplatz geht, desto besser geht es ihnen gesundheitlich. (Quelle: Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e. V.)
Doch nach wie vor fällt es vielen Menschen schwer, über psychische Belastungen am Arbeitsplatz zu sprechen. Denn noch immer ist die Psyche bei vielen Menschen schambesetzt. Vor allem Männern fällt es schwer, über Belastungen am Arbeitsplatz zu reden. Was aber nicht nur an den Männern liegt: Für eine Studie der Deutschen Gesellschaft für Mann und Gesundheit (DGMG) gingen zwei Schauspielerinnen und zwei Schauspieler zu mehreren Ärzten und klagten üble Symptome, welche die Diagnose «Burnout» und «Depression» nahelegten. Bei den Frauen diagnostizierten die männlichen und weiblichen Ärzte dreimal so oft «Burnout» und «Depression» wie bei den Männern. Die Männer erhielten stattdessen den Rat, sich zusammenzureissen und auch einmal Urlaub zu machen. Umso wichtiger ist, dass Männer lernen, sich selbst zu spüren und auf die Signale ihres Körpers zu achten.

 

Mental Load – Koordinations-Stress

Frauen kämpfen mit einer anderen Herausforderung: Mental Load, mentale Last. Der Begriff wurde in den 80er Jahren geprägt und ist heute aktueller denn je. Mental Load beschreibt den ständigen Koordinations-Stress, den vor allem berufstätige Frauen mit Kindern haben.
Bei Mental Load geht es weniger darum, wer die Arbeit macht. Sondern darum, wer daran denkt, was alles (noch) getan werden muss. Und das sind tendenziell eher Frauen. Nicht zuletzt, weil viele Frauen von Haus aus einen Hang zum Perfektionismus haben und alles «gut und richtig» machen wollen. Wobei selbstverständlich auch Männer unter mentaler Last leiden und daran zugrunde gehen können.
Menschen, die anfällig für Mental Load sind, können nicht abschalten und denken immer und überall an das «was noch getan werden muss»: Torte für den Kindergeburtstag. Gastgeschenk für Tante Erika. Hecke schneiden. Haare färben. Kleider von der Reinigung holen: Das Gedankenkarussell dreht ohne Pause und findet immer wieder neue Dinge, die getan werden müssen. Auch beim vermeintlichen Erholen in der Sauna, beim Spazierengehen und beim Yoga.
Statt in Meetings zuzuhören, sind «Mental Loader:innen» die ganze Zeit im Kopf. Und planen. Mit fatalen Folgen: Menschen, die ständig das Gefühl haben, nicht alles zu schaffen oder wichtige Dinge zu vergessen, stehen unter Dauerstress. Und sind deshalb anfällig für gesundheitliche Störungen. Zum Beispiel für Burnouts, Depressionen und Erschöpfungen. Dementsprechend ist es wichtig, dass es den Betroffenen gelingt, den Kopf wenigstens ab und zu freizubekommen und den Nerven eine Pause vom Dauerstress zu gönnen.

 

Sich selber besser spüren

Das ist einfacher geschrieben als getan. Denn bei jedem Blick auf das Smartphone erhalten wir 100 neue Inputs. Der Instagram-Feed zeigt unaufhörlich, wie toll die Welt der anderen im Vergleich zur eigenen ist. Das Inszenieren des eigenen Lebens wird zu einer weiteren, dringlichen Aufgabe. Die Folge: Immer mehr Menschen leben das Leben anderer. Statt ihr eigenes. Sie haben keinen Bezug zu ihren Bedürfnissen und Gefühlen und tun das, was sie glauben, tun zu müssen. Mit fatalen Auswirkungen auf die Gesundheit – und die Leistung am Arbeitsplatz.
Der Bogen ist ein ebenso geduldiger wie ehrlicher Spiegel. Auf jeden Schuss und auf jede Veränderung gibt er Feedback. Direkt und unmittelbar. Beim intuitiven Bogenschiessen gibt es keine technischen Hilfsmittel: Wer mit dem Langbogen treffen will, muss sich spüren. Und seine Haltung je nach Resultat verändern. Eine andere Korrekturmöglichkeit gibt es nicht: Das intuitive Bogenschiessen kommt ohne Fernrohr, Visier und andere Hilfsmittel aus. Es gibt nichts zu drehen, nichts zu schrauben und nichts zu verstellen. Nur die eigene Haltung zu überdenken und allenfalls zu verändern.

 

Den inneren Kritiker zum Schweigen bringen

Je besser Sie sich spüren, desto besser können Sie sich anpassen. Nehmen Sie den Bogen in die Hand und ziehen Sie auf. Was geschieht mit Ihnen und Ihrer Haltung? Können Sie das, was Sie spüren, in Worte fassen? Was sagen Ihre inneren Kritiker:innen? «Das schaffst du eh nicht?» «Du wirst doch wohl nicht schlechter schiessen als Müller aus der Buchhaltung?» Oder gelingt es Ihnen, bei sich zu bleiben. Den Fokus zu halten. Zu atmen?
Was ist mit Mental Load? Atmen Sie beim Ausziehen ruhig ein oder schnell und flach? Denken Sie dabei an das Badezimmer, das Sie schon lange streichen wollen. Oder konzentrieren Sie sich stattdessen auf das Hier und Jetzt? Wie sieht Ihre Haltung aus? Bringen Sie die Aufgabe so schnell wie möglich hinter sich? Oder lassen Sie den Pfeil erst los, wenn Sie spüren, dass Sie ins Schwarze treffen? Zeigen Sie sich. Oder halten Sie sich bedeckt? Können Sie im richtigen Moment loslassen – oder versuchen Sie, Dinge aufzuhalten, die sich nicht aufhalten lassen?