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Die Moderationsmethode in der Praxis

Wann macht sie Sinn. Und wann nicht?

Wenn eine neue Methode aufkommt, werden ihr gerne Zauberkräfte zugeschrieben: «Endlich gibt es ein Werkzeug, mit dem man alle Probleme wirkungsvoll behandeln kann.» Das war bei der Moderationsmethode nicht anders: Von einem Tag auf den anderen musste jeder Workshop und jedes Meeting moderiert werden. Das konnte nicht gut gehen: Die Moderationsmethode ist zwar ein wunderbares Instrument, um aus Betroffenen Beteiligte zu machen. Doch sie ist kein Allheilmittel.


Die Euphorie, welche die Moderationsmethode zu Beginn auszulösen vermochte, hat sich im Laufe der letzten Jahre wieder etwas gelegt. Längst hat es sich herumgesprochen, dass auch die Moderationsmethode ihre Grenzen hat. Das zwingt die Verantwortlichen dazu, sich im Vorfeld von Sitzungen und Besprechungen Gedanken darüber zu machen, ob die Moderationsmethode das richtige Werkzeug für das nächste Meeting ist oder nicht.
Wenn das Ziel eines Workshops darin besteht, einer bereits getroffene Entscheidung einen demokratischen Anstrich zu geben, ist die Moderationsmethode in jedem Fall das falsche Werkzeug. Denn das Ziel von moderierten Meetings besteht ja darin, neue, erfolgversprechende Ideen, Lösungsansätze oder Alternativen zu erarbeiten. Das Ergebnis einer moderierten Arbeitssitzung lässt sich dann auch nicht vorherbestimmen: Moderierte Arbeitsgruppen besitzen ihre eigene Dynamik.

Die Moderationsmethode braucht Zeit

Eine moderierte Arbeitssitzung benötigt einen gewissen zeitlichen Spielraum: Sie lässt sich nicht in 15 Minuten durchführen. Erfahrungsgemäss benötigen Sitzungen, an denen mehrere Personen teilnehmen und sich austauschen, mehr Zeit, als Besprechungen, bei denen nur wenige reden. Aus diesem Grund muss die Zeit füår moderierte Workshops dem Thema, dem Ziel und der Grösse der Gruppe angepasst werden. Zudem sind in einem moderierten Meeting nach Möglichkeit alle Anwesenden gleichwertig und gleichberecåhtigt – wenn Vorgesetzte teilnehmen, müssen sie die Bereitschaft mitbringen, als Gleiche unter Gleichen aufzutreten.

 

Die Moderationsmethode braucht pro 12 Teilnehmer einen Moderator

Erfahrungsgemäss liegt die günstigste Zahl bei sechs bis zwölf aktiven Teilnehmern. Bei besonders arbeitsintensiven oder konfliktreichen Veranstaltungen mit Gruppen über zehn Teilnehmern empfiehlt es sich, mit zwei Moderatoren zu arbeiten. In diesem Fall achtet der eine Moderator mehr auf den Arbeitsprozess während der andere den Schwerpunkt auf die Begleitung des Gruppengeschehens legt. Darüber hinaus unterstützen sich die beiden Moderatoren gegenseitig beim Visualisieren.
Erfolgreiche Moderationen benötigen einen Raum, in dem ungestört gearbeitet werden kann. Dazu gehört auch, dass sämtliche Mobiltelefone abgestellt werden. Professionelle Hilfsmittel zur Visualisierung, attraktive Möglichkeiten zur sinnvollen Gestaltung der Pausen, leichte Mahlzeiten, ausreichend Wasser, Kaffee und Tee und eine animierende Umgebung, die zum kreativen Nachdenken und Experimentieren einlädt, sind weitere Garanten für erfolgreiche Moderationen. 

Die Moderationsmethode braucht einen ausgebildeten Moderator

Fast alle Zeitgenossen wollen das Leiten lernen, das Beeinflussen, das Steuern von anderen Menschen. Dementsprechend früh beginnen sie mit dem Training: Bei den Geschwistern, bei der Freundin, auf dem Fussballplatz, im Turnverein, beim Schulstreik, beim Militär, im beruflichen Alltag, in der Familie oder an der Theke. Überall galt und gilt das mehr oder weniger heimliche Prinzip: «Bringe dich mit deinen Interessen und deinen Inhalten ein und setze dich nach Möglichkeit durch.» Für den Moderator gilt dieses Prinzip nicht. Aus diesem Grund braucht eine erfolgreiche Sitzung einen Moderator, der sein Handwerk gelernt hat.
Wenn die Gruppe die Moderationsmethode offen ablehnt, kann keine Moderation stattfinden. In diesem Fall muss der Moderator herausfinden, gegen was sich die Einwände konkret richtigen. Anschliessend fällt es ihm leicht, Hintergründe zu verdeutlichen und für Verständnis zu werben.
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