
Manche Themen sind für Lernende herausfordernd. Entweder, weil sie kognitiv schwer zu knacken sind oder weil es zur Entwicklung einer Fertigkeit viel Übung braucht. Für Lehrende gibt es dabei ein paar verunsichernde Fragen: Haben die Lernenden die Sache verstanden? Wenn nein, wo genau hängen sie fest? Was brauchen sie, um es leichter zu verstehen? Die Munterrichtsmethode «Sicherheits-Check» zeigt, wo Lernende stehen.
Skala von 0 bis 10
Im Seminar haben Sie eine komplizierte Sache bearbeitet. Nun wenden Sie sich an die Lernenden: «Bevor wir weitergehen, habe ich eine Bitte an Sie. Wir haben uns mit dem Geburtstagsproblem in der Wahrscheinlichkeitsrechnung beschäftigt. Jetzt machen wir einen kurzen Sicherheits-Check. Nutzen Sie dazu den Bogen mit der Skala von 0 bis 10. Überlegen Sie, wie sicher Sie sich mit dem Geburtstagsproblem fühlen.
Wenn Sie sich sehr unsicher fühlen, kreuzen Sie die 0 an. Wenn Sie finden, dass Sie topfit sind, die 10. Oder zwischen 0 und 10, wo es Ihrem Gefühl am besten entspricht. Schnappen Sie sich einen Stift und kreuzen Sie die entsprechende Zahl an.» Die Lernenden machen ihr Kreuz. Das geht in der Regel ganz flott.
Jetzt schreiben Sie drei Fragen auf:
1. Wie sicher fühle ich mich im Thema?
2. Weshalb?
3. Was brauche ich, um weiter Richtung 10 zu kommen?
Auswertung
Bitten Sie die Teilnehmenden, ihren Nachbarn zu berichten, wie sicher sie sich fühlen – und weshalb. Zusätzlich sollen sich die Teilnehmenden Gedanken machen, wie sie weiter Richtung 10 kommen. Ermuntere die Lernenden, sich die wichtigsten Massnahmen dazu zu notieren.
Durch die bereits angekreuzte Ziffer fällt die Beantwortung der Fragen meist leicht. «Ich habe eine 7 angekreuzt. Das mit den Primzahlen habe ich grundsätzlich verstanden. Aber die Anwendung fällt mir noch schwer. Ich brauche jetzt Übung, müsste das ausprobieren.» Oder: «Bei mir ist es die 4. Mir ist einfach nicht klar, wie genau ich die Formel herleiten muss. Solange ich das nicht kapiere, komme ich nicht weiter.»
Nach einigen Minuten bitten Sie die Teilnehmenden zum Ende zu kommen: «Ich freue mich, wenn Sie mir sagen, welche Ziffer Sie gewählt haben. Das ist für mich eine wertvolle Information. So weiss ich, wie es Ihnen mit unserem Thema geht, und ich kann beim nächsten Mal entsprechend darauf eingehen. Prima, wenn Sie auch erzählen, was Sie noch brauchen, um weiter Richtung 10 zu kommen.»
Das Schöne am Sicherheits-Check: Einige Probleme lösen sich schon in dem Moment, in dem sie benannt werden. Und hinsichtlich der meisten anderen Probleme haben ab jetztandere Lernende oder Sie die Möglichkeit, mit Hilfen, Beispielen und Erklärungen genau dort anzusetzen, wo der Schuh drückt. Und dann kann sicher weitergelernt werden.
Der Bildungsforscher John Hattie fordert in seinem Buch «Visible Learning» Lehrende auf, den Lernprozess sichtbar zu machen, wo im Prozess sie und ihre Lehrenden gerade stehenund was sie brauchen, um weiterzukommen. Vermutlich würde Hattie der Sicherheits-Check gefallen …

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