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Spielbar I Das Buch mit den guten Spielideen

Spielbar I Das Buch mit den guten Spielideen •

Der dritte Band der Bestseller-Reihe «Spielbar» enthält 83 frische Spielideen und Übungen.

Spielbar – das Buch mit den guten Spielideen

Unser Kurzzeitgedächtnis hat eine Kapazität von 80–120 Bit innerhalb von sechs Sekunden. Aus diesem Grund handeln wir massgeblich unbewusst. Wenn wir unser Verhalten nachhaltig verändern wollen, brauchen wir implizite, handlungsorientierte Lernformen, um die unbewusste Steuerung unseres Verhaltens zu verbessern. Dieses Spiel aus dem Buch «Spielbar III» zeigt Ihnen, wie Sie die begrenzte Bewusstseinskapazität für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Ihrer Seminar erlebbar machen können.


Ziel

  • Aufmerksamkeit der Gruppe gewinnen für die Tatsache der begrenzten Bewusstseinskapazität des Menschen.
  • Emotionen und Neugierde wecken für die Frage: «Wie können wir unser Verhalten mit so wenig bewusster Kapazität steuern?» (Antwort: Gar nicht, wir brauchen implizite Verhaltenssteuerung, also emotionale Intelligenz beziehungsweise implizites Wissen.)
  • Bereitschaft wecken für die Kultivierung impliziter Verhaltenssteuerung.
  • Sensibilisierung für Lernformen, bei denen neues implizites Verhalten und nicht neues kognitives Wissen erlernt wird.


Vorgehen

Schreiben Sie in beliebiger Reihenfolge zehn Zahlen von 0 bis 9 auf eine Moderationskarte. Beispiel: 5 2 9 1 3 7 4 6 2 8. Wenden Sie sich an die Teilnehmenden: «Haben Sie schon einmal nachgedacht, wie Sie Ihr Verhalten steuern? Vermutlich haben Sie das Gefühl, dass Sie ganz bewusst entscheiden, was Sie den ganzen Tag lang machen. Die Steuerung unseres Verhaltens ist eine faszinierende Sache, der wir hier einmal auf den Grund gehen wollen. Wir testen nun zusammen, wie viel Kapazität wir Menschen im Bewusstsein zur Verfügung haben, um unser Verhalten zu steuern.

Ich lese Ihnen nun langsam zehn Zahlen vor. Bitte hören Sie gut zu und merken Sie sich die Zahlen in der richtigen Reihenfolge. Ich bitte Sie, die Zahlen laut im Plenum zu wiederholen, wenn ich sie vorgelesen habe.» Sie lesen die Zahlen einmal langsam und deutlich vor, wiederholen sie aber auch auf Nachfrage der Teilnehmenden nicht. Anschliessend versuchen die Teilnehmenden im Plenum, die zehn Zahlen zu wiederholen. So oft ich diese Übung schon gemacht habe: noch nie hat ein Teilnehmer mehr als 7–8 Zahlen richtig wiedergeben können. Normal sind 5–6 richtige Zahlen, danach wissen die Teilnehmenden nicht mehr weiter.

Nach den Versuchen der Teilnehmenden können Sie einige interessante Sachinformationen weitergeben: «Sie schaffen 5–7 Zahlen. Dann hat die Verarbeitung der Zahlen die Kapazität

unseres Kurzzeitgedächtnisses belegt, die je nach Person eine Kapazität von 80 bis 120 Bit aufweist. Pro Zahl brauchen Sie 15 bis 18 Bit. Zudem können Sie ungefähr sechs Sekunden lang Informationen stapeln, das bezeichnet man als «Gegenwartsdauer». Danach fallen die zuerst wahrgenommenen Informationen wieder heraus oder Sie müssen die Information in Langzeitgedächtnis ablegen, beispielsweise durch Wiederholen. Wenn Sie wiederholen, können Sie allerdings nicht mehr gleichzeitig zuhören. Sie sehen also, dass das Kurzzeitgedächtnis einen ziemlichen Engpass darstellt.»

Vor diesem Hintergrund sind vor allem Alltagssituationen interessant: Wie viel Kapazität brauchen Sie wohl, um eine ganz alltägliche Situation zu meistern? Denken Sie zum Beispiel ans letzte Meeting: Sie müssen den Kontext eines Sachverhaltes verstehen, eine Antwort formulieren, aufstehen, um am Flipchart etwas zu schreiben, dabei Redebeiträgen zuhören, nebenbei eine Farbe für einen Stift aussuchen, den Arm heben, die anderen Teilnehmer beobachten, bei Ihren Formulierungen die richtige Grammatik verwenden usw.

Das Kurzzeitgedächtnis hat zu wenig Verarbeitungskapazität

Die Hirnforschung kann mittlerweile nachweisen, dass Sie viel mehr Bit an Verarbeitungskapazität brauchen, als in Ihrem Kurzzeitgedächtnis zur Verfügung steht. Nur so können all die parallel ablaufenden und aufeinander abgestimmten Leistungen erbracht werden. Zudem ist mittlerweile empirisch anhand der Hirnströme messbar, dass vielen bewussten Handlungen bereits umfangreiche Aktivitäten im Gehirn vorausgehen, die Ihnen allesamt nicht bewusst werden.

Aus dem Alltag kennen Sie das beispielsweise vom Autofahren: Am Anfang ist es ein grosser Stress: Sie müssen die Schilder im Auge behalten, kuppeln, schalten, bremsen, den Verkehr von rechts und links beachten. Ihrem Hirn droht eine ständige Überlastung. Später, mit mehr Routine, fragen Sie sich manchmal, wie Sie die letzten 20 Kilometer gefahren sind. Oder Sie fahren quasi automatisch, aber plötzlich ist Ihre gesamte bewusste Aufmerksamkeit auf zwei spielende Kinder am Strassenrand gerichtet. Hier sehen Sie, wie die gesamte Kapazität des Bewusstseins auf den wirklich wichtigen Aspekt in der Situation gerichtet wird, während alle weiteren Aktivitäten praktisch unbewusst weiterlaufen.»

Fassen Sie nun die zehn Zahlen auf der Moderationskarte zu fünf zweistelligen Zahlen zusammen 52, 91, 37, 46, 28 und wenden Sie sich erneut an die Teilnehmenden: «Ich lese Ihnen die zehn Zahlen nun noch einmal vor. Bitte wiederholen Sie die Zahlen in der Gruppe. Die Teilnehmer sind nun im Allgemeinen in der Lage, die Zahlen zu wiederholen, was Sie wie folgt kommentieren können: «Wenn die gleichen zehn Zahlen wie vorhin zu fünf zweistelligen Zahlen zusammengefasst werden, ergibt das fünf Informationseinheiten. Das können Sie wiederholen, weil Sie nun innerhalb der Kapazität unseres Kurzzeitgedächtnisses sind. Memo-Techniken wie diese benutzen wir häufig, weil wir intuitiv die Grenzen unseres Bewusstseins kennen.»

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